Pressemitteilung "Der Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt geht alle an!"

Pressemitteilung vom 18.11.2022

VPK betont Notwendigkeit gemeinsamen und mutigen Handelns anlässlich des Europäischen Tages zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung und sexueller Gewalt

Am 18. November 2022 jährt sich der „Europäische Tag zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung und sexueller Gewalt“ zum achten Mal. Im Jahr 2015 auf Initiative des Europarates ins Leben gerufen, verfolgt die Initiative das Ziel, die Menschen in den EU-Mitgliedsstaaten gegenüber allen Formen sexueller Gewalt an Kindern zu sensibilisieren, diese zu bekämpfen und nationale wie europaweite Aktivitäten besser zu vernetzen und bekannt zu machen.

„Die Notwendigkeit der Bekämpfung sexueller Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen hat seit 2015 kein Stück an Wichtigkeit verloren. Im Gegenteil: Es bleibt noch immer viel zu tun“, so Martin Adam, Präsident des Bundesverbandes privater Träger der freien Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe e.V. (VPK). Seit Jahren werden viele tausend Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs zur Anzeige gebracht. Doch das ist nur das polizeiliche Hellfeld. Das Dunkelfeld ist um ein Vielfaches größer. Schätzungen zufolge sind ein bis zwei Kinder pro Schulklasse von sexueller Gewalt betroffen. Dennoch halten viele Erwachsene sexuelle Gewalt in ihrem privaten Umfeld für unwahrscheinlich. Eine im vergangenen Jahr durchgeführte FORSA-Umfrage hat ergeben, dass es zwar fast 90 % der Befragten für wahrscheinlich halten, dass sexualisierte Gewalt vor allem in Familien stattfindet. Gleichzeitig aber halten es 85 % von ihnen für unwahrscheinlich oder ausgeschlossen, dass diese in der eigenen Familie passiert oder passieren kann.

Mit der Kampagne „Schieb den Gedanken nicht weg!“ hat Kerstin Claus, die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs“ nun ein neues, deutliches Zeichen gesetzt, um mehr Wahrnehmung und Akzeptanz für die Nöte betroffener Kinder zu schaffen und diese insbesondere vor sexuellen Übergriffen im direkten, familiären Umfeld zu schützen. Der VPK unterstützt dieses Anliegen. „Der Schutz von jungen Menschen vor jeglicher Art von Gewalt, insbesondere auch im direkten persönlichen Umfeld, geht jede und jeden von uns an und kann nur gemeinsam gelingen. Wir alle müssen hinsehen, handeln und mutiger sein“, so Martin Adam.

Als besondere Schutzorte bieten stationäre Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe von sexueller Gewalt betroffenen Kindern und Jugendlichen ein temporäres neues Zuhause. Gemeinsam mit anderen jungen Menschen, die ihre Herkunftsfamilien aus den unterschiedlichsten Gründen verlassen mussten, erfahren sie in den Einrichtungen Zuwendung, Beratung und Unterstützung auf dem Weg in ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben. Aktuell stehen viele Einrichtungen jedoch vor großen Herausforderungen. Nach der Pandemie sehen sie sich heute vor allem durch den stetig zunehmenden Fachkräftemangel, aber auch durch die in der Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine stark steigenden Energiekosten besonders belastet. Die Unterbringung vieler geflüchteter junger Menschen, immer mehr Inobhutnahmen insbesondere kleiner Kinder sowie eine deutlich zunehmende Zahl an Kindern und Jugendlichen, die mit besonderen psychischen Auffälligkeiten in die Einrichtungen kommen, tragen ihr Übriges bei.

„Die Einrichtungen sind an der Grenze des Machbaren angekommen“, so Martin Adam, selbst Leiter einer stationären Jugendhilfeeinrichtung in Offenburg. „Dabei ist ihre Arbeit unverzichtbar. Alle Kinder und Jugendlichen in unserem Land müssen gesehen, gehört und geschützt werden. Sie benötigen unsere Unterstützung, unseren Rückhalt und verlässliche Strukturen, die sie auffangen, wenn sie in Not geraten sind. Der heutige Tag soll uns Anlass dazu geben, die Bedürfnisse von jungen Menschen wieder stärker in den Blick zu nehmen und gemeinsam alles dafür zu tun, damit diesen ein unbeschwertes Aufwachsen fernab jeglicher Gewalt ermöglicht wird“, so Adam abschließend.

Hier geht's zur Aufklärungs- und Aktivierungskampagne "Schieb den Gedanken nicht weg!" von BMFSFJ und UBSKM.
 

VPK-Bundesverband e.V.

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Hintergrund

Der VPK-Bundesverband ist der einzige bundesweite Dachverband für private Träger der freien
Kinder-, Jugend- und Sozialhilfe. Er ist politisch und finanziell unabhängig und wird durch die Beiträge der Mitglieder der Landes- und Fachverbände finanziert, die auf Grundlage des Sozialgesetzbuches verschiedene Dienstleistungen in der Kinder- und Jugendhilfe erbringen.
Der VPK wird zur Interessenvertretung seiner Mitglieder gegenüber Politik und Gesellschaft aktiv. Er ist nach seinem Selbstverständnis qualitäts- und leistungsorientiert und in verschiedenen übergreifenden Gremien bundesweit vertreten. Der Verband wird in allgemeinen und grundsätzlichen Fragestellungen der Kinder- und Jugendhilfe initiativ, verfasst Stellungnahmen, unterhält eine Internetseite und gibt die Fachzeitschrift „Blickpunkt Jugendhilfe“ heraus.